Stuttgarter Standseilbahn und Joseflesweg

Standseilbahn

Wie es sich für einen richtigen Urlaub gehört, haben Matthias und ich heute einen Ausflug unternommen. Mit der Standseilbahn ging es hoch zum Waldfriedhof und dort ein Stück auf dem Joseflesweg entlang, runter zur wunderbar kühlen Schwälblesklinge. Später in der Stadt auf eine Stärkung zum Veggie Voodoo King. Dann war’s auch genug Action und Zeit für den Heimweg. Bei über 30° C soll mensch sich ja schonen…

Schwälblesklinge

Zum Nachwandern:

www.ssb-ag.de/Joseflesweg-995-0.html

www.ssb-ag.de/Seilbahn-229-0.html

 

 

 

Lesestoff im Januar

3 neue Bücher

Gestern war ich wieder im Bücherhimmel aka Stuttgarter Stadtbibliothek. Ein ziemlich dicker Brocken wanderte da in den Rucksack: „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ von David Graeber. Ein Sachbuch, auf das ich schon eine Weile neugierig bin.

Ein Zufallsfund war dagegen „Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und verwenden“ von Fleischhauer/ Guthmann/ Spiegelberger. Nachdem ich letztes Jahr die Bärlauch und Holunderblüten-Saison komplett verpasst habe… Die Vorbereitungen laufen also für Bärlauch-Butter und Holunder-Sirup.

Noch vom letzten Bücher-Raubzug und gestern ausgelesen: „Stuttgart. Literarische Wegmarken in der Bücherstadt“ von Irene Ferchl. War spannender als angenommen und hat in Form mehrerer Spaziergänge duch das historische Stuttgart geführt. War mir nicht bewusst, wie viele literarische und verlegerische Größen hier gelebt und gewirkt haben. Interessant fand ich die Schilderungen der unterschiedlichen historischen Persönlichkeiten, wie sie ihr Leben in der Stadt empfunden haben. Wie viel hier schon gebaut und wieder zerstört wurde, aber auch, wie alt manche Bauten tatsächlich sind. Ein empfehlenswertes, lebendiges Stadt-Geschichtsbuch. Die Literaturwissenschaftlerin in mir fand es jedenfalls gut. Und ich freu mich immer wieder über die Verbindung, als Kind in die „Ludwig-Uhland-Grundschule“ gegangen zu sein und jetzt ab und an einen Spaziergang auf die Uhlandshöhe zu machen.

Das Bad um die Ecke

badezeug

Seit März wohnen wir im Stuttgarter Osten, seit März habe ich mir vorgenommen, das Leo-Vetter-Bad zu testen. Heute hat es geklappt! Ein Hallenbad, nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt, ist ja eigentlich ein Traum, wenn mensch gerne schwimmt.

Eintritt für Erwachsene (ohne Ermäßigung): 4,10 EUR. Klingt in meinen Ohren noch immer viel, aber es gäbe ja auch die 10er Karte für 36,90 EUR. Die Eintrittskarte ist ein Plastikmärkchen, ein „Punktecoin“, wie es neudeutsch heißt. Mit diesem geht es durch das Drehkreuz und das Ding dient auch an den Spinden im Umkleidebereich als Pfand für den Schlüssel.

Das Leo-Vetter-Bad ist eher klein, aber durchaus nett gestaltet: mit einem 25 m Schwimmerbecken, an dessen Seite ein Sprungturm und eine Kletterwand ist und mit einem weiteren Nichtschwimmerbecken. An zwei Seiten sind große Fenster, die heute den Blick auf grüne Bäume und Sträucher und besten Sonnenschein zu bieten hatten.

Die Umkleiden für Mädchen und Frauen sind im ersten Stock – tatsächlich in zwei Bereiche getrennt. Da steht sicher manche junge Dame davor und fragt sich, wohin denn nun? Heidi Klumm würde uns wohl alle in die „Mädchen“-Abteilung schicken.

Samstags ist ab 10:00 Uhr geöffnet, so gegen 10:30 Uhr war ich da und das Becken war schon gut bevölkert, also Slalom-Schwimmen. Kurz vor 12:00 Uhr leerte es sich wieder.

Ist schon lustig, die unterschiedlichen Schwimmstile zu sehen. Wie kleine Bojen schaukeln da die Köpfe und Oberkörper auf und ab, während große Brustschimmbewegungen gemacht werden. Oder die Langsamschwimmer: auch hier eine voll ausgeführte Schwimmbewegung, aber so gut wie kein Vorankommen. Als ob der Körperschwerpunkt zu tief läge, wie Zeitlupen-Unterwasser-Jogger.

Dabei trägt einen das Wasser so leicht. Sich einfach gleiten zu lassen ist wunderbar: es braucht nur ein wenig Antrieb, ein Armschlag, ein Beinschlag und dann Körperspannung aufgebaut und sich etwas strecken. Als wäre man ein Schiff, stromlinienförmig, oder ein Otter, der sich in Rückenlage treiben lässt.

So oder so, ein schöner Schwimmbadbesuch. Gerne wieder.

Einmal quer durchs Land

Quellental NH

In letzter Zeit war es ganz schön wuselig in Stuttgart. Dank des Volksfestes auf dem Cannstatter Wasen waren jede Menge Menschen in Dirndl, Lederhose und sonstigen ausgedachten Trachten unterwegs. Der Karomuster-Overkill! Dann haben kurz nacheinander zwei neue große Kaufhäuser, bzw Malls eröffnet. Und alle wollten natürlich sehen, was es dort nun wunderbares zu kaufen gibt. Ergebnis: Primark-Einkaufstüten allüberall. Das Gerber, ein Stück hinter dem Ende der eh schon immer vollen Königstraße und das Milaneo, nahe der Bahnhofsbaustelle.

Wir sind dann mal zwei Wochen an die Ostsee gefahren. Einmal quer durchs Land mit dem Stadtmobil über die German Autobahn gebraust. Haben an der Ländergrenze dem ¨Hallo Hessen!¨ Schild gewunken und heimatliche Gefühle bekommen.

War ein schöner Urlaub, so ohne große Ablenkung. Viel Ausruhen, die Gegend erkunden, am Strand spazierengehen, Städte ansehen. Sonne und Wind, Wolken und Regen, Kaminfeuer, Möwen, riesige Felder, Traktoren… und ganz viel gelesen.

Im Alltag etabliert sich bei mir so leicht eine Routine, immer die selben Wege gehen, zur gleichen Zeit aufstehen, pünktlich ins Bett. Volle Stadtbahnen, verspätete Busse, das Geschnatter der Leute. Autos, Autos Autos, bis die Stadt überquillt. Das geht mir nach einer Zeit ziemlich auf den Wecker.

In diesem großen Gerenne und Konsumirrsinn ist die Stadtbibliothek Stuttgart wirklich ein heiliger Ort. Drei Bücher hab ich im Urlaub gelesen, die nächsten drei liegen schon auf der Kommode. ¨Mein Leben als Fön¨ war vor allem schräg, ¨Notausgang¨ so deprimierend, dass das eigene Leben eine Blümchenwiese scheint und ¨Die Wilden Götter¨ klassisch gut, mit den Abenteuern der Asen, Wanen, Menschen und Zwergen. Nächste Woche geht’s wieder an die Arbeit, meine Akkus sind aufgeladen.

FönGötterNotausgang

Ausruhen und neue Kraft schöpfen

Eine Woche Urlaub ist fast rum, inzwischen hat sich sowas wie Entspannung eingestellt. Dabei war ich die ersten Tage so müde und hab so viel geschlafen, dass ich schon dachte, ein Burn-out hätte mich kalt erwischt. Etwas beängstigend, wenn so gar nichts mehr geht außer essen und schlafen.

Die Wende kam, als ich mich aufgerafft hab und in meinen Yoga-Kurs gegangen bin. Nicht unbedingt das Yoga war der Kraftschub, sondern eher die Tatsache, mir selbst einen Tritt in den Hintern verpasst zu haben. Du gehst da jetzt hin! Danach war auch irgendwann sogar Motivation da, mich an liegengebliebenen Papierkram und die Steuererklärung zu machen. Aber das sind ja trotzdem eher die unangenehmen Dinge des Alltags.

Was macht frau denn so im Urlaub, wenn sie mal Zeit hat und sich die Tage ganz frei gestalten kann? Viel Radio hören und sich über das gute Abschneiden der AfD bei den Wahlen die Haare raufen. Oder über die Idee des BND, die sozialen Netzwerke stärker zu überwachen. Oder über vergewaltigte und aufgehängte Mädchen in Indien. Schöne neue Welt! Echt, es geschieht so viel Mist auf unserem Planeten und meine Gefühle dazu schwanken zwischen Ärger, Wut, Verzweiflung, Resignation und Revolutionsgedanken. Aber eben mal schnell die Welt retten, ist halt nicht.

Nun ja, statt dessen waren wir im Garten, haben dort kräftig umgegraben, eine Randbefestigung angelegt und eine Gründüngung als Bodenkur ausgesät. Hat gut getan und auch das Mütchen ein wenig gekühlt. Wir hatten Besuch von lieben Freunden und sind auf die Uhlandshöhe spaziert. Ich hab Klamotten aussortiert, die demnächst ins Secondhand Kaufhaus hier in der Nähe wandern. Ist eine feine Sache: der z.megastore gehört zum Frauenunternehmen ZORA, das sich für Förderung und Weiterbildung von Frauen einsetzt. Überhaupt lerne ich die gute Infrastruktur hier im Stuttgarter Osten mehr und mehr zu schätzen.

Wir haben so viele Sachen in Laufentfernung: Ärzte, Bioladen/Supermarkt, Copyshop, Bäcker, Bank und Post… Was mir im Vergleich zum vorigen Leben in der Gemeinschaft am meisten fehlt, sind die unkomplizierten sozialen Kontakte. In der KoWa hab ich mit Leuten in einem Haus gewohnt, mit denen ich größtenteils auch befreundet war. Man lief sich zwangsläufig über den Weg und hatte Zeit für einen Plausch. Oder nach dem Abendessen saß einfach eine Runde noch länger am Tisch, spielte Stadt Land Fluß oder startete ein Lagerfeuer.

Nun ist es immer ein Angang, Kontakte aufrecht zu halten. Freunde zu treffen bedeutet Terminabsprachen: wann treffen wir uns? Wo? Was wollen wir zusammen unternehmen? Darin bin ich nicht gut, das merke ich gerade. Denn Ruhe und unverplante Zeit für mich sind mir schon sehr wichtig. Da scheint das Wochenende immer so verdammt knapp. Die Balance zu finden zwischen Rückzug und Geselligkeit wird eine keine leichte Aufgabe.

Spaziergang zur Uhlandshöhe

Gestern war Karfreitag, da soll mensch nicht tanzen, aber die Beine vertreten ist netterweise erlaubt. Zumal der Arzt auch empfohlen hat, immer schön Ruhephasen und Bewegung abzuwechseln, damit die Heilung im Bein gut gelingt.

Bei uns um die Ecke geht’s zur Uhlandshöhe, da bin ich in einem regenfreien Moment hochgelaufen. Unter anderem auch die Stuttgarter Stäffele:

Stuttgarter Staffeln

Hier im Osten blüht gerade an jeder Ecke der Flieder und es duftet ganz wunderbar.

Fliederblüte

Ausblick auf Stuggi-Town:

Stuttgartblick

Wechselduschen

Du meine Güte ist da wieder viel passiert in letzter Zeit!

Nach langer Suche haben der Freund und ich eine schöne Wohnung gefunden und wohnen nach knapp einem Jahr der Trennung wieder zusammen an einem Ort. Auch dieser Umzug war ein Abenteuer. Zumal bei uns Möbel und Habseligkeiten über 4 Orte und drei Bundesländer verteilt waren … manche standen auch noch bei IKEA.

Die letzten Kisten waren gerade so ausgepackt, da sind wir – kein Scherz – am ersten April in den Hafen der Ehe eingelaufen. War ein feines kleines Fest, mit vielen schönen Momenten und so vielen lieben Glückwünschen, dass ich ein ganz schlechtes Gewissen habe, noch nicht weiter mit der Dankeschön-Post zu sein.

Statt Flitterwochen stand bei mir letzte Woche eine Venen-OP an. Nichts Schlimmes und es heilt auch alles ganz gut, aber kurz mal ausgebremst fühle ich mich dadurch trotzdem. Vielleicht ist aber gerade das auch jetzt mal gut, nichts machen, sondern den Körper beim Heilen erleben. So merke ich erst, wie ich noch gar nicht wirklich in diesem neuen Nach-Kommune Leben angekommen bin.

Ok, da ist meine Arbeit, die ich zum Glück mag, die immer spannend ist und mit netten KollegInnen angereichert. So fühle ich mich zumindest zur Hälfte integriert im Ländle. Die andere Hälfte, die Freizeit, oder eben der Rest vom Leben ist jedoch noch ziemliches Brachland. Was macht Frau denn so, wenn sie frei hat?

Letzte Woche, am Tag vor der OP, habe ich nach langer Pause wieder eine Stunde Yoga gemacht. Nur für mich allein. Das hat sehr gut getan, wenn ich auch die Tage danach zu den Wundschmerzen noch eine Portion Muskelkater am ganzen Körper hatte. Ich werde wieder in einen Kurs gehen, der Entschluss ist gefasst und wie es aussieht, klappt das sogar schon recht bald. Bin vorfreudig!

Der Physiotherapeut heute hat mir Wechselduschen empfohlen, zur Kräftigung des Bindegewebes in den Beinen. Also erst schön warmes Wasser über die Beine laufen lassen, dann kalt abschrecken, dann wieder warm. Ein paarmal im Wechsel. Das stärkt wahrscheinlich auch in anderen Situationen: rein in die Komfortzone, raus aus der Komfortzone.

Barcamp Stuttgart 2013 – schön war’s!

sonnestattsession

Am 21. und 22. September fand im Literaturhaus das 6. Barcamp Stuttgart statt – bei bestem Spätsommerwetter und mal wieder mit einem äußerst leckeren Catering.

Für alle, die diese Art Veranstaltung nicht kennen: eine thematisch durch die Teilnehmenden selbst organisierte Konferenz, d.h. es können sich alle einbringen und selbst Diskussionsrunden oder Vorträge (Sessions) anbieten. Fest steht vorher nur das Gerüst in Form von Veranstaltungsort, -datum und Zeitplan.

Lauter nette Leute…

Für mich war es das 2. seiner Art, das ich besucht habe. Allem voran war es richtig schön, so viele bekannte Gesichter wieder zu sehen! Live und nicht auf Twitter oder Facebook … Wobei ich es durchaus bemerkenswert finde, wie manche auf diesem Wege geschlossenen Bekanntschaften und Verbindungen schon über einige Jahre bestehen. Dazu kam am Wochenende ein Haufen neue interessante Kontakte und Gesprächspartner. Insofern habe ich das Stuttgarter Barcamp 2013 einerseits als soziale Veranstaltung zur Netzwerk- und Freundschaftspflege erlebt. Allein, wie viele Kinder mittlerweile zwischen all den Nerds rumspringen!  Es gab nämlich auch eine organisierte Kinderbetreuung, die die Eltern beim Barcamp-Besuch gut unterstützt hat.

Andererseits nehme ich von den 2 Tagen und der sehr netten Vorabend-Küchenfete im kleineren Kreis ganz viele anregende Infos, Eindrücke und Themen mit.

… Weltrettung diffus und konkret

Am Samstag war ich u.a. bei der Session „Mit PR die Welt retten – das Communication Camp“ von Birte und – passend dazu – bei der Session Anarchistisch Weltrettung“ von Kay, Klaus und Caterina. Kurz zu den Inhalten (ohne Gewähr, dass ich diese richtig verstanden habe):

Birte berichtete vom Communication Camp, einem Semesterprojekt von Online-Journalismus Studierenden in Darmstadt. Bei diesem geht es darum, einem konkreten Partner aus dem kulturellen od. sozialen Bereich mit dem eigegen kommunikativen Können unter die Arme zu greifen. Ein Wochenende lang nicht nur über Gutes reden sondern tatsächlich etwas machen, das z.B. einem kleinen Theater weiterhilft. Etwa, eine ansprechendere und besser mit Inhalten zu bestückende Website. Es ging um die Arbeits-Erfahrung aus diesen Projekten, die Chance zu netzwerken aber auch die Schwierigkeit, dass diese Unterstützung nachhaltige Wirkung zeigt. Eine Anregung, wie Partner gefunden werden könnten, war die Socialbar.

Im Vergleich dazu erschien mir der Ansatz der „Anarchistischen Weltrettung“ sehr viel schwieriger zu greifen. Zusätzliche Konzentration erforderte, dass die Session auf Englisch stattfand. Stichworte daraus wären die Idee, „to hack the system“ – Dinge die einem nicht passen selbst zu verändern und nicht darauf zu vertrauen, dass dies Regierungen für uns in die Hand nehmen werden. Im Prinzip also ein grassroots movement. Die Methode, auf der die drei Vorstellenden ihre Arbeit stützen nennt sich Design Thinking und wird u.a. am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam angewendet. So ist die Idee, kleine Projekte an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt, u.a. Myanmar, anzustoßen und so vom Kleinen zum Großen zu einer Veränderung zu gelangen. Nach dem Motto „there are a lot of good ideas in the world – it is the implementation which is difficult“. Die kleinen Projekte sollen dazu dienen, durch das Ausprobieren Lösungen oder ausbaubare Prototypen zu finden. Beispiel eines Projektes ist OMA – der Open Media Accelerator.

Verbindlichkeit und Anarchie

Bei beiden Sessions fand ich bemerkenswert, dass bei den Vorstellenden einen sehr echt und ehrlich rüberkommenden Wunsch gab, etwas in der Welt zum Positiven zu verändern. Das eigene Können für etwas einzusetzen, das nützlich, sinn- und wertvoll ist. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass bei allem Engagement eine Hürde vorhanden ist, sich langfristig und wirklich verbindlich einzulassen. Sich über einzelne Projekte hinaus zu verpflichten und dadurch vielleicht persönliche Freiheit und Wendigkeit einzubüßen.

Gestolpert bin ich zudem über den Begriff „Anarchie“. Landläufig wird dieser gerne verwendet für einen Zustand, bei dem alle bisherigen Strukturen verschwunden sind und letztlich Chaos übrig bleibt. Zumindest schien mir die Betonung, sich von Strukturen und Bindungen zu lösen, als die Begründung für die Begriffsverwendung in der Session zur Anarchistischen Weltrettung.

Mein Verständnis von Anarchie wäre eher der Anspruch, Hierarchien abzubauen um auf Augenhöhe miteinander umzugehen, zu kommunizieren oder Entscheidungen zu treffen. Anarchie im Sinne einer Abwesenheit von Herrschaft. So habe ich dies zumindest in der KoWa kennengelernt. Hierarchien können auf den unterschiedlichsten Gebieten entstehen: duch einen Vorsprung an Wissen, Einfluss, Geld, Technologien…

Spannend finde ich in diesem Zusammenhang die Frage, ob Anarchie und Strukturen / Regeln zusammengehen. Ich würde sagen ja, so lange diese Strukturen einvernehmlich miteinander vereinbart wurden und diese für alle taugen. Dann können sie für den Lebensalltag wichtige Helfer sein, denn es muss nicht immer alles neu ausgehandelt werden. Insofern ist eine Koexistenz auf Augenhöhe stark verbunden mit den Bedürfnissen der Menschen. Eine Frage, wenn ich das recht verstanden habe, um die es in design thinking auch geht: What are the needs of a person?

Cyberwar, Design Battle, Twitter und Angst

Eine Session am Sonntag, die ich besucht hatte drehte sich um „Cyber War“. Nicht erst seit Edward Snowden mit seinen Enthüllungen durch die Medien ging, sind Begriffe wie Vorratsdatenspeicherung, NSA, Prism oder Tempora als eher unheimliche Gespenster in der Welt. @musevg hat das alles in seinem Vortrag mal in einen Zusammenhang gebracht, Begriffe kurz und schlüssig erklärt und zudem ein paar Tipps gegeben, wie wir es den Geheimdiensten dieser Welt ein wenig schwerer machen können, in großem Stil unsere Kommunikations-Daten zu sammeln.

Weniger dramatisch ging es in der Session „Design Battle“ zu, auch wenn der Name anderes hätte vermuten lassen. Hier war die Neugestaltung des Barcamp Stuttgart Logos und des Infomaterials Thema. Interessant dazu die Pinterest Seite mit deutschen Barcamp-Logos sowie der Blogpost von Stefan dazu.

Seit 2009 twittere ich als @tontaube – und das erste Twitterjahr war für mich ziemlich turbulent. Trotzdem fand ich die Session von @malieseel am Sonntag sehr anregend, denn so einige Sachen wie z.B. der #FollowFriday waren mir inzwischen völlig entfallen.

Meine letzte besuchte Session war die zum Thema „Angst“ von @zellmi, die mir persönlich mit am besten gefallen hat. Erstens sicher aus meiner persönlichen Verbindung heraus und weil ich mich sehr gefreut habe, dass er diese Session gemacht hat – zudem mit so positivem Feedback der Teilnehmenden. An zweiter Stelle aber sicher, weil es mir für das Gelingen einer Session oder überhaupt einer Diskussion sehr wichtig erscheint, dass zunächst geklärt ist, worüber da gesprochen werden soll. Eine Begriffsdefinition gewissermaßen, denn wie zuvor beim Begriff „Anarchie“ hat doch jedeR so seine eigene Idee, was dieses und jenes bedeutet.

I’ll be back

Alles in allem ein richtig tolles Barcamp – großes Dankeschön an alle, die das möglich gemacht haben – und ich freu mich schon auf das nächste. Bis dahin hab ich sicher auch ein Smartphone und muss mit dem Twittern / Liken /Bloggen nicht erst bis nach der Veranstaltung warten. Der Termin steht: 20. – 21. September 2014.

 

 

Erschlossenes Land

Worüber schreibe ich eigentlich in diesem Blog? Warum überhaupt Gedanken, Bilder, Fundstücke im Internet ausbreiten?

Mit dem Umzug Ende Mai 2013 zurück nach Stuttgart, ist aus der „Keramikwerkstatt-Website“ wieder mein privates Plätzchen im Web geworden. Eine Chance, nicht mehr auf eine Sache festgelegt zu sein. Am liebsten mag ich nämlich alles… aber das ist ein anderes Thema.

Die letzten drei Jahre habe ich in der Kommune Waltershausen (KoWa) gelebt. Einer politischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit etwa 15 Leuten in einem kleinen Ort in Thüringen. Anders leben, war der Plan. Bewusster, nachhaltiger, nicht vereinzelt sondern im Austausch mit anderen Menschen. Letztlich waren es teils familiäre Gründe, teils unterschiedliche Vorstellungen vom Gemeinschaftsleben, weshalb dieses „Experiment“ nicht in die Verlängerung gegangen ist.

Jetzt, wieder im Schwabenland, sehe ich erst, was ich aus dieser Zeit mitgebracht habe und was davon mir nach wie vor wichtig ist: den Wunsch nach einem möglichst nachhaltigen Leben, vorwiegend vegetarische Ernährung, den Anspruch, Konsum kritisch zu hinterfragen, Erfahrungen und Erlebnisse durch den Austausch mit anderen. Ein wenig Praxis in Hatha Yoga und Meditation, ein paar weitere Erkenntnisse darüber, was ich gut kann und was nicht so gut, was mir etwas bedeutet und wo ich fünfe gerade sein lassen kann.

Dieses Blog hat den Untertitel „Unterwegs im erschlossenen Land“, was mit dem Kontrast zu tun hat, den ich zwischen diesen beiden „Welten“ sehe. Dem Neckartal, mit seinen vielen Betrieben und seiner dichten Besiedelung in und um Stuttgart, mit seiner allgegenwärtigen Präsenz von teuren Karossen aus dem Hause Porsche und Daimler. Und dem „einfacheren“ Leben in der Gemeinschaft:

  • Kleinstadt / Großstadt
  • Ost- /Westdeutschland
  • ländliche /städtische Region
  • Fremde / Heimat
  • Gemeinschaft / Familie & Freunde
  • Selbständigkeit / Anstellungsverhältnis

In der KoWa wurde viel improvisiert, gab es allerlei Möglichkeiten, sich einzubringen und das Projekt zu gestalten. Wenn mensch so will: unerschlossenes Land zu betreten.

„Erschlossenes Land“ steht für mich für das Bekannte, das Fertige, das wenig Raum für neue Entdeckungen oder Improvisation lässt. Es ist nicht mehr unbedingt nötig, selbst tätig zu werden. Erschlossenes Land ist nicht mehr wild, sondern gezähmt, ungefährlich, nutzbar. Mit dem Effekt, dass seine Einwohner sich daran gewöhnen, es für normal, für selbstverständlich halten. Unser gesättigter westlicher Lebensstil gehört dazu.

Von dem was ich mit Matthias zusammen bisher an für uns Neuem in Stuttgart entdeckt habe, bin ich trotzdem optimistisch, dass es selbst hier noch ausreichend unentdeckte Orte und Möglichkeiten für uns gibt. Ich hoffe einfach, wach zu bleiben, skeptisch, mich nicht einlullen zu lassen. Und über das, was mich freut, ärgert oder schlicht überrascht, hier ab und an zu schreiben.