Ernst Wiechert „Das einfache Leben“ (1939)

 

Vor ein paar Wochen war auf dem Weg in den Garten und kam an dem Verschenke-Schrank an der Bushaltestelle „Gablenberg“ im Stuttgarter Osten vorbei. Dort gibt es allerlei Dinge, die man einfach mitnehmen kann. Wer mag, kann auch etwas hineinstellen.

Mir fiel ein altes, gebundenes Buch ins Auge. Den Autor kannte ich nicht, aber der Titel sprach mich an: „Das einfache Leben“ von Ernst Wiechert. Vielleicht eine passende Fügung, auf dieses Weise zu dem Roman gekommen zu sein.

Wiechert ist einer der Autoren, die während der Nazizeit in Deutschland blieben und in die innere Emigration gingen. 1938 war er zwei Monate im KZ Buchenwald inhaftiert.

Protagonist der Erzählung ist ein deutscher Kapitän, der die Schrecken des Ersten Weltkrieges erlebt hat. Er kann und will danach nicht so weiterleben wie bisher. In der Folge entschließt er sich zu einem radikalen Schritt: fortan ein einfaches Leben zu führen. Dieses Leben beinhaltet vor allem körperliche Arbeit und wenig Kontakt zu den Menschen und zur Welt, die sich ohne ihn weiterdreht. Die Natur und der Lauf der Jahreszeiten nehmen dafür einen umso größeren Raum ein.

Ein wenig hat mich die Geschichte an Henry David Thoreaus „Walden“ (1854) erinnert. Doch der Kapitän ist kein Einsiedler. Er pflegt weiterhin Freundschaften und ist durch seine freundliche Art und die Arbeit mit seiner Umgebung eng verbunden.

Die kleine Gesellschaft des Romans pflegt ihre Erinnerungen, sei es zu Begebenheiten oder zu den Ahnen. Es ist die Rede von „stillen Leuten“, die zu Besuch kommen. Was mich wiederum an Stanislaw Lems „Solaris“ (1961) und die nächtlichen Besucher hat denken lassen. Während mit den Toten auf Augenhöhe gesprochen und ihnen zugeprostet wird, scheint es mit der jungen Generation schwieriger. Sie wird von Wiechert als forsch und ungeduldig porträtiert. Mit der Kenntnis der Geschichte lässt sich das Grauen des Zweiten Weltkrieges erahnen, dem diese Jungen gegenüber stehen werden.

Wie sollen wir leben? Woran uns halten? An welche Moral? Die großen Fragen der Philosophie und der Religion stehen im Raum. Wozu das alles? Wie kann Gott etwas wie Krieg zulassen?

Es ist eine Lektüre aus einer anderen Zeit, fast wie ein Märchen, so ruhig und nachdenklich. Was für ein Kontrast zu unserer rasanten Welt! Die Kriege sind heute andere, aber noch immer vorhanden. Noch immer prägen sie den Lauf der Welt und das Schicksal vieler Menschen.

KW 25 – Urlaub im Spreewald

Brücke über ein Fließ

Nach einer erholsamen Woche im Spreewald sind M. und ich zurück in der Stadt, im erschlossenen Land. Um es kurz zu sagen: Stuttgart stinkt. Viele Autos, Stau, viele Leute, Lärm, Parkplatznot, dazu die Sommer-Hitze. Ein herber Kontrast zu unserem Urlaubsort.

Dank der Nachbarin haben unsere Balkonpflanzen nicht nur überlebt, sondern sehen sehr gut aus. Die Schwarzäugige Susanne ist weiter geklettert, die Kamille und Kapuzinerkresse blühen und der Borretsch ist soweit, dass er in den Garten kann.

Heute steht Wäschewaschen auf dem Programm und dabei irgendwie die Urlaubsentspannung bewahren. Der Spreewald ist auf jeden Fall eine Reise wert. Dazu sei gesagt, mit dem Smart über die Autobahn zu hoppeln, ist eine recht eindrückliche Reise.

Unser Ferienhaus in Burg lag ziemlich am Rand der Siedlung, mit viel Wiesen und Feldern drumherum. Hinter der Scheune, an unserem Lieblingsplatz, führte direkt ein Fließ vorbei, also ein Seitenarm der Spree.

Gleich am ersten Tag haben wir das hauseigene Kanu getestet und waren sofort begeistert von der Ruhe auf dem Wasser, den vielen Libellen, tollen Bäume, netten Häuschen am Ufer. Dazu ist es durchaus anstrengend, gegen die Strömung zu paddeln, also auch eine Angelegenheit mit sportlichem Aspekt.

Menschen sind uns dabei kaum begegnet. Dafür haben wir eine neue Tierart kennengelernt: was wir erst für einen Biber gehalten haben, war wohl ein Nutria. Bei unseren Bootsfahrten saß dieses ein paarmal unbeeindruckt am Ufer, putzte sich oder mümmelte im Schilf vor sich hin.

Als ich an einem Abend zum Kompost gelaufen bin, sind zwei Rehe über die Wiese geflüchtet. Im Teich hinterm Haus haben die Frösche gequakt als gäbe es kein Morgen. Die Störche, wovon es auch einige zu sehen gab, müssen taub sein.

Einen Stadt-Ausflug nach Cottbus haben wir gemacht. Ist ein hübsches Städtchen, das wir da bei bestem Sonnenwetter entdecken durften.

Ganz in der Nähe vom Ferienhaus gab es einen Minigolf-Platz bei einem Hotel. Nachdem wir dort beim Italiener gegessen hatten, stand einer Verdauungsrunde nichts im Wege und siehe da, es war eine sehr schön gestaltete Anlage. Jede Station hatte eine Spreewald-Sage zum Thema und eine Texttafel dabei, die eine kleine Geschichte erzählte. So etwa von den Schlangenkönigen, vom Nix oder wie dem Teufel sein unwilliges Ochsengespann durchgegangen ist und so die Wasserläufe der Gegend entstanden sind.

Im Vergleich zu unserem Stadtleben waren wir unheimlich viel draußen, an der frischen Luft, im Licht und Wind. Da war Wärme, Wasser, der Duft von Wiesen und allerlei Tiergeräusche: Vogelgezwitscher, Geraschel von Libellenflügeln, muhende Kühe.

Keine Hektik, dafür Zeit zum Bummeln, Lesen, Schlafen, zur Muse, zum Nichtstun, nichts Denken. Langsamkeit, die v.a. ich erstmal wieder zulassen können muss. Weil weniger ansteht, sind außerdem über den Tag viel weniger Entscheidungen zu treffen. Das alles ist ein wirklich wunderbarer Zustand. Vielleicht bleibt ja etwas von der Erholung hängen.

Alb-Wanderung: Filsursprung und Heimensteiner Höhle

Reussenstein

An Fronleichnam stand bei bestem Wetter eine Wanderung auf der Schwäbischen Alb auf dem Programm. Los ging es am Wanderparkplatz Bahnhöfle, im Dreieck Schopfloch – Neidlingen – Wiesensteig gelegen. Gleich wenige Meter nach dem Parkplatz hat man eine beeindruckende Aussicht über das Neidlinger Tal zur Ruine Reußenstein auf der anderen Seite.

Das erste Ziel auf dem Weg war die Heimensteiner Höhle. Allerdings ist der Höhlenausgang aktuell und noch bis Juli wegen der Brutzeit gesperrt. Ein Stück weiter ging es noch bis zur Hindenburg-Hütte. Auch von hier kann der Blick wunderbar weit schweifen.

Wir haben hier kehrt gemacht. Zurück am Bahnhöfle sind wir auf die andere Straßenseite gewechselt. Dort geht ein Weg am Waldrand entlang, der über das Hasental zum Filsursprung führt. Ringsum waren die Wiesen ganz gelb und lila von Hahnenfuß und Storchschnabel.

Große Weite

Der Weg zum Filsursprung geht beständig bergab. Auf der Strecke begegneten uns viele Radler, mit und ohne Elektro-Antrieb. Im Tal wird es ein wenig kühler und schattiger, ein angenehmer Ausgleich zur bereits starken Mai-Sonne auf der Wiese. Auf halber Strecke war ein lautes Summen zu hören und tatsächlich, hoch oben zwischen den Bäumen schwirrte ein großer Bienenschwarm.

Am Filsursprung hatten sich viele Familien mit kleinen Kindern eingefunden. Aus der Quelle wird erstaunlich schnell ein richtiger Bach, der zur Abkühlung und zum Spielen einlädt.

Der Weg zurück zum Parkplatz ging entsprechend wieder bergauf. Wir haben es bewältigt, waren aber am Ende doch ziemlich platt! Trotzdem: schön war’s!

Stuttgarter Standseilbahn und Joseflesweg

Standseilbahn

Wie es sich für einen richtigen Urlaub gehört, haben Matthias und ich heute einen Ausflug unternommen. Mit der Standseilbahn ging es hoch zum Waldfriedhof und dort ein Stück auf dem Joseflesweg entlang, runter zur wunderbar kühlen Schwälblesklinge. Später in der Stadt auf eine Stärkung zum Veggie Voodoo King. Dann war’s auch genug Action und Zeit für den Heimweg. Bei über 30° C soll mensch sich ja schonen…

Schwälblesklinge

Zum Nachwandern:

www.ssb-ag.de/Joseflesweg-995-0.html

www.ssb-ag.de/Seilbahn-229-0.html