Bernard Cornwell: Die Uhtred Saga / The Saxon Stories

Eine Romanreihe, die ein ganzes langes Leben und zudem einen entscheidenden Abschnitt der Geschichte Englands erzählt, ist die Uhtred Saga von Bernard Cornwell. Dieses Jahr soll das 13. und damit letzte Buch erscheinen. Elf Teile habe ich gelesen und mit Uhtred dabei viele Schlachten und Schildwälle erlebt, die Küste der britischen Inseln umsegelt, Feste gefeiert und Feinde ausgetrickst. Dem Abschluss schaue ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Einerseits mehren sich die Altersgebrechen des Helden, andererseits gäbe es noch viele spannende Begebenheiten von denen er hätte berichten oder Leute, die er hätte beschimpfen können.

Der Protagonist ist 9 Jahre alt, ein kleiner angelsächsischer Junge, als seine Erzählung im Jahr 866 beginnt. Er ist der zweite Sohne des Burgherren von Bebbanburg, dem heutige Bamburgh Castle, im Norden Englands. Das Land ist zerteilt in viele kleine Königreiche, ein geeintes England gibt es noch nicht. An der Küste vor Bebbanburg liegt die Insel Lindisfarne. Am 8. Juni 793 wurde das dortige Kloster von Wikingern überfallen. Das Datum markierte den Beginn der Wikingerzeit. Während eines Angriffs wird Uhtreds Vater getötet und er selbst von den Dänen entführt. Er wächst halb als Däne auf und ist dadurch sein Leben lang in seinen Sympathien für die Dänen und die Angelsachsen, für die Heiden und die Christen, zwiegespalten. Durch seine Nähe zu König Alfred von Wessex und dessen Familie, verknüpft sich sein Schicksal eng mit dem des Landes.

Die ersten Teile der Reihe sind als TV-Serie von BBC unter dem Namen „The Last Kingdom“ erschienen.

Ausblick auf 2020

Was bringt das neue Jahr an Themen und Herausforderungen?

Zu Weihnachten gab es auch dieses Jahr keine Glaskugel, daher habe ich keine endgültigen Antworten. Dafür aber Dinge, die ich mir vornehmen will: öfter bloggen als 2019 und die Inhalte besser herausarbeiten, die mir wichtig sind. Eine Inspiration und Motivation für dieses Vorhaben ist Judith a.k.a Sympatexter. Ein Dankeschön dafür!

Die Welt ist im Wandel, was neue Technologien, politische Strömungen oder den Zustand unserer Ökosysteme betrifft. Was mir besonders am Herzen liegt, ist ein besseres Verständnis für die unglaubliche Vielfalt an Arten, die unser Planet hervorgebracht hat und von denen so viele mittlerweile gefährdet sind.

Ein neues Blogthema wird dieses Jahr daher die Gartenarbeit sein:

  • Pflanzenbestimmung – Was wächst denn da?
  • Gärtnern im Kleingartenverein
  • Weiterverarbeitung – Was tun mit Obst, Gemüse und Kräutern?

Respect!

Es ist auch mir ein Anliegen, mehr weiblichen Stimmen Gehör zu verschaffen, denn von der Gleichberechtigung sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt. Dabei gab und gibt es viele kluge Frauen, die spannende Projekte vorantreiben. Auf ein paar möchte ich hier im Blog aufmerksam machen.

Lesestoff

Letztes Jahr waren es „nur“ Bücher, über die ich gebloggt habe. Das soll ruhig weiterhin geschehen, auch wenn ich oft gefühlte Ewigkeiten für einen Roman brauche.

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Und wenn mir sonst ein Thema über den Weg läuft, das ich spannend finde, wird darüber auch gebloggt.

 

Dermot Healy „Long Time, No See“ (2011)

 

Eine Weile habe ich an diesem Roman von Dermot Healy gelesen und immer hat mich die Lektüre direkt nach Irland versetzt.

Die Atlantikküste von Sligo war sofort wieder da, der salzige Wind und die kleinen Häuser und Straßen. Das unaufhörlich wachsende Gras, das ständig gemäht werden muss. Die Mäuerchen, die zu reparieren sind. Das geschäftige Treiben in der Stadt Sligo.

Eine Erzählung vom Leben der Leute, wie sie mit sich selbst und den anderen zurechtkommen. Mit vielen Begegnungen, Gesprächen, Geschichten, der bodenständige Arbeit und der aufmerksamen Fürsorge des jungen Philip für Großonkel Joejoe. Unaufgeregt, mit Tiefgang.

Ernst Wiechert „Das einfache Leben“ (1939)

 

Vor ein paar Wochen war auf dem Weg in den Garten und kam an dem Verschenke-Schrank an der Bushaltestelle „Gablenberg“ im Stuttgarter Osten vorbei. Dort gibt es allerlei Dinge, die man einfach mitnehmen kann. Wer mag, kann auch etwas hineinstellen.

Mir fiel ein altes, gebundenes Buch ins Auge. Den Autor kannte ich nicht, aber der Titel sprach mich an: „Das einfache Leben“ von Ernst Wiechert. Vielleicht eine passende Fügung, auf dieses Weise zu dem Roman gekommen zu sein.

Wiechert ist einer der Autoren, die während der Nazizeit in Deutschland blieben und in die innere Emigration gingen. 1938 war er zwei Monate im KZ Buchenwald inhaftiert.

Protagonist der Erzählung ist ein deutscher Kapitän, der die Schrecken des Ersten Weltkrieges erlebt hat. Er kann und will danach nicht so weiterleben wie bisher. In der Folge entschließt er sich zu einem radikalen Schritt: fortan ein einfaches Leben zu führen. Dieses Leben beinhaltet vor allem körperliche Arbeit und wenig Kontakt zu den Menschen und zur Welt, die sich ohne ihn weiterdreht. Die Natur und der Lauf der Jahreszeiten nehmen dafür einen umso größeren Raum ein.

Ein wenig hat mich die Geschichte an Henry David Thoreaus „Walden“ (1854) erinnert. Doch der Kapitän ist kein Einsiedler. Er pflegt weiterhin Freundschaften und ist durch seine freundliche Art und die Arbeit mit seiner Umgebung eng verbunden.

Die kleine Gesellschaft des Romans pflegt ihre Erinnerungen, sei es zu Begebenheiten oder zu den Ahnen. Es ist die Rede von „stillen Leuten“, die zu Besuch kommen. Was mich wiederum an Stanislaw Lems „Solaris“ (1961) und die nächtlichen Besucher hat denken lassen. Während mit den Toten auf Augenhöhe gesprochen und ihnen zugeprostet wird, scheint es mit der jungen Generation schwieriger. Sie wird von Wiechert als forsch und ungeduldig porträtiert. Mit der Kenntnis der Geschichte lässt sich das Grauen des Zweiten Weltkrieges erahnen, dem diese Jungen gegenüber stehen werden.

Wie sollen wir leben? Woran uns halten? An welche Moral? Die großen Fragen der Philosophie und der Religion stehen im Raum. Wozu das alles? Wie kann Gott etwas wie Krieg zulassen?

Es ist eine Lektüre aus einer anderen Zeit, fast wie ein Märchen, so ruhig und nachdenklich. Was für ein Kontrast zu unserer rasanten Welt! Die Kriege sind heute andere, aber noch immer vorhanden. Noch immer prägen sie den Lauf der Welt und das Schicksal vieler Menschen.

„Der Seewolf“ von Jack London

 

Im April war ich mit meinem Vater im Urlaub in Irland. Zwei Wochen in der Natur, bei guter Seeluft und mit vielen Spaziergängen am Strand. An einem Schlechtwettertag mit heftigem Sturm habe ich ein Buch begonnen, das mich ziemlich gefesselt hat: „Der Seewolf“ von Jack London.

Bisher hatte ich noch nichts von diesem Autor gelesen und kenne auch die Verfilmung dieses Romans nicht. Naja, die Szene mit der Kartoffel kannte ich vorher aus Erzählungen. Was mich an der Lektüre fasziniert hat, war die Verbindung von ganz praktischen und offenbar fundierten Kenntnissen der Seefahrt, bzw. der Beherrschung eines großen Segelschiffes, mit Themen aus der Philosophie und der Literatur. Dieses Zusammentreffen von Charakteren, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Die schiere Brutalität und die auf die Spitze getriebene Kultiviertheit, die miteinander einen Umgang finden müssen. Erinnert hat es mich durchaus an Melvilles „Moby Dick“.

Eine Leseempfehlung!

Lektüre & Ausflug im Mai

Ein Rückblick auf die Ereignisse im Wonnemonat. Gelesen habe ich dies und das, als Buchempfehlung hier festhalten will ich den Roman „Munin oder das Chaos im Kopf“ (2018) von Monika Maron.

Sie schlägt darin die Brücke von den Wirren des 30-jährigen Kriegs in die Unsicherheiten unserer Gegenwart. Titelgeber Munin ist einer von Odins Raben, die jeden Tag über die Welt fliegen und ihm berichten. Hugin repräsentiert den Gedanken, Munin die Erinnerung. Mit dieser hält die Protagonistin der Erzählung Zwiesprache. In den grüblerischen Momenten kommen so Fragen auf nach der Natur des Menschen und ob wir uns jemals ändern werden. Die Stimmung schwankt zwischen brüchiger Ruhe und offener Bedrohlichkeit, es liegen Angst und Gewalt in der Luft und das alles inmitten des schnöden Alltags.

Ausflug zum Fernsehturm

Now to something completely different: Geburtstagskinder haben freien Eintritt. Insofern hat sich der Fernsehturm-Besuch im Mai angeboten… Ansonsten kostet es 7,00 Euro Eintritt.

Blick nach Stuttgart Ost

Das Wetter war gut, leicht dunstig, aber man konnte die Schwäbische Alb zumindest erahnen. 217 Meter sind wirklich hoch – und windig! Daher der Tipp, auf jeden Fall Jacke und Schal mitzunehmen. M. und ich haben anfangs unsere Runden auf der ersten Plattform gedreht und sind dann ein paar Stufen zur zweiten Plattform hoch. Von dort kann man über das Gitter sehen und hat rundum ein Relief mit nahen und fernen Orten, die es zu erspähen gilt. Luftlinie 760 km bis Budapest klingt jedenfalls nicht so weit.

 

Das zweite Buch

Im vergangenen Jahr hat mir der Ehefreund Kapitel für Kapitel vorgelesen. Die Geschichte entspann sich, neue Figuren traten auf, es entstand nach und nach ein Roman. „Das Land hinter den Bergen“ ist Matthias‘ zweiter Roman und es ist ein tolles Gefühl, die ganze Arbeit nun endlich als gedrucktes Buch in den Händen zu halten. Hier auf seiner Seite berichtet der Autor selbst über die Hintergründe des Buches und es gibt auch eine Leseprobe von einigen Kapiteln.

Ein wenig will ich noch warten, dann lese ich es selbst noch einmal: am Stück, ohne Wochen der Pause dazwischen.

Der Text ist als E-Book wie auch als Book on Demand erschienen. Also in einer Printausgabe, die nach Bestellung erst gedruckt wird. Daher nicht wundern wenn es vielleicht einen Moment länger dauert, bis das Exemplar ankommt.

Dermot Healy „Jähe Zeiten“

Mit Irland fühle ich mich seit Kindertagen verbunden. Durch Reisen auf die Insel, durch die Freundschaften und Besuche der irischen Freunde in Deutschland. Ein Roman, der mich kürzlich wieder dorthin versetzt hat, ist „Jähe Zeiten“ (2001) von Dermot Healy. Die Geschichte spielt in Sligo, an der Atlantikküste, in Dublin und teils auch in London. Vom Inhalt will ich gar nicht viel verraten. Der Schreibstil hat mich gepackt in seiner Intensität. Die Erzählung ist sehr verdichtet, fast wie ein lyrisches Werk. Trotz meiner Ambition, nach Möglichkeit die englischen Originale zu lesen, war ich ganz froh über die deutsche Fassung. Mag sein, dass der Text auf Englisch deutlich unzugänglicher gewesen wäre. Der englische Titel lautet „Sudden Times“ (1999).

Auf meiner Leseliste steht jedenfalls noch ein Original von Healy: „Long Time, No See“ (2011). Der Autor ist 2014 sehr plötzlich und unerwartet mit nur 66 Jahren gestorben. Mit seinen Romanen, Theaterstücken und Gedichten zählt er zu den großen zeitgenössischen Autoren Irlands, wie ein Nachruf im Guardian verdeutlicht.

Von der Regisseurin Aideen Kane gibt es eine sehr schöne Dokumentation über Dermot Healy und seine Liebe zu den Wildgänsen, die jedes Jahr an der Küste Irlands Rast machen. „The Writing in the Sky“ ist 54 Minuten lang und über die beiden blauen Links auf Kanes Seite auf Vimeo abrufbar.

Sligo mag vielen als Yeats Country bekannt sein. Doch es war auch die Wirkungsstätte von Dermot Healy.

KW 26 – Lesen und Schreiben

„Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.“ – Harry Rowohlt.

Über was schreiben in diesem Blog? Das frage ich mich immer wieder. Im Urlaub war mehr Muse um die Gedanken schweifen zu lassen und Ideen zu entwickeln. Jetzt sickert schon wieder die Arbeit ein in die freie Zeit am Morgen beim Frühstück, abends beim Zähneputzen, am Wochenende: was muss noch erledigt werden, wo sind Probleme zu lösen, wie geht dieses und jenes Projekt weiter?

Dieses Phänomen beobachte ich und vor dem Urlaub hätte ich mich sehr darüber geärgert. Aber Murren allein ändert noch nichts an der Situation.

Was hilft, ist Ausgleich schaffen in der Freizeit. Was möchte ich gerne unternehmen, wen treffen, wie aktiv sein? Die Wunschaktivitäten wollen jedoch wohl geplant und mit dem Ruhebedürfnis abgestimmt sein. Denn durch den Vollzeitjob und das Leben in der Stadt habe ich auch das Bedürfnis ab und an einfach gar nichts zu machen, nichts zu müssen. Die Libellen am Wasser beobachten entsprach im Spreewaldurlaub absolut meiner Vorstellung von Kontemplation.

Im Bücherhimmel – die Stuttgarter Stadtbibliothek

Gestern waren wir mit unserem Besuch in der Stuttgarter Stadtbibliothek. Mit ihrem offenen, hellen Innenraum, der die Bücher auf so angenehme Art und Weise zugänglich macht, ist sie immer wieder beeindruckend. Zwei Bücher habe ich spontan ausgeliehen: Cees Noteboom „533 Tage“ (2016) und Tariq Ali „Das Buch Saladin“ (1998).

Im Urlaub und direkt im Anschluss gelesen: Sarah Kuttner „Mängelexemplar (2009) und Shia Su „Zero Waste: Weniger Müll ist das neue Grün“ (2016).

Wenn die Zeit nicht reicht für größere eigene Unternehmungen, so ist Lesen doch wenigstens für den Geist eine inspirierende Aktivität.