Heute ist der 4. Advent, alle vier Lichtlein brennen. Eine angemessen stimmungsvolle Atmosphäre um dem God of Hellfire zu lauschen und sein künstlerisches Schaffen zu würdigen. Die Rede ist von Arthur Brown, diesem exzentrischen englischen Gentleman.
Bis zu dieser Woche kannte ich nur das Lied „Fire“ von ihm und Bilder von Auftritten mit Feuerkrone und Gesichtsbemalung. Ein verrücktes One-Hit Wonder aus den 60ern könnte man meinen. Doch ich muss sagen, seit dieser Woche bin ich Fan. Das wird hier wahrscheinlich eine ziemliche Lobhudelei.
Fire
Arthur Brown wurde 1942 im englischen Whitby geboren. Er hat eine mehrere Oktaven umfassende Stimme, ist noch immer künstlerisch aktiv und hat eine Unmenge an Künstlern beeinflusst. Die schwarz-weiße Gesichtsbemalung zum Beispiel von Alice Cooper, Kiss oder skandinavischen Black Metal Bands trug er schon in den 60ern.
1968 hatte er mit der Band und dem gleichnamigen Album „The Crazy World of Arthur Brown“ einen riesigen Hit mit dem Song „Fire“. Ich habe einen live Auftritt von 2005 in Lorsch aufgetan, bei dem er das Lied vorträgt. Wer ungeduldig ist, spule vor bis Minute 4:50, da kommt der markante Teil mit dem Text „I am the God of Hellfire and I bring you … Fire“:
Bei der Recherche habe ich auch Auftritte von Brown auf größeren Bühnen gesehen, doch mir scheint die kleinere, intimere Blues-Club Atmosphäre viel passender. Ursprung des Lieds „Fire“ war ein Gedicht, das „Fire Poem“. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es viel gesprochenen und nicht gesungenen Text im Lied gibt. Diese gesprochenen Passagen erinnern an Jim Morrison und die Doors.
Wurzeln im Rhythm ’n‘ Blues
Das Debütalbum von 1968 enthielt eine Seite, die sich mit den Schrecken der Hölle beschäftigte und eine Seite mit Coverversionen. Es gilt heute als ein Klassiker des psychedelischen Rocks. Die gecoverten Songs stammten von Blues-Größen wie James Brown und Screamin‘ Jay Hawkins.
Meine persönlichen Hörgewohnheiten was Blues und Psychedelic Rock betrifft sind ziemlich hessisch geprägt. Als Referenz seien an dieser Stelle die Rodgau Monotones und die Frankfurter Band Polytoxicomane Philharmonie genannt.
Hier kommt „I Put A Spell On You“ von Arthur Brown mit der Hamburg Blues Band. Der Auftritt stammt von 2012, als er mehrere Auftritte mit ihnen hatte. Wie es der Titel ausdrückt, beginnt Brown mit einer Art magischem Segen: mit Wasser, mit hohem Gesang und nach einer Minute mit tiefem voodooartigem Gebrabbel. Dann kommt ein mitreißender Groove:
Aus den Tiefen von Youtube habe ich das Original ausgegraben: Screamin‘ Jay Hawkins mit einer schrägen Performance von „I Put A Spell On You„.
Ist das nicht faszinierend, wie nah Brown da stimmlich drankommt? Und wer weiß, vielleicht hat der eindrucksvolle Auftritt von Hawkins ihn ja zu seinen eigenen Showeinlagen inspiriert.
Alt aber nicht leise
Aus dem Jahr 2014 stammt eine weitere Cover-Version, die musikalisch super und gleichzeitig urkomisch ist. „Sea Of Vodka“ ist eine Adaption des Songs „Those Were The Days“ (1968) von Mary Hopkins. Die Melodie stammt jedoch nicht von Hopkins, sondern hat tatsächlich einen russischen Ursprung. Arthur Brown ist 2014 bereits 72 Jahre alt. Das hindert ihn jedoch keines Weges, ein flottes Tänzchen auf den Teppich zu bringen:
In dem Auftritt erinnert er mich ein wenig an Zappa. Er ist wirklich viele Künstler in einem und ich bin sicher, da gibt es noch viel zu entdecken. Nach dem Projekt „The Crazy World of Arthur Brown“ widmete er sich in den 70ern dem Projekt „Arthur Brown’s Kingdom Come“, das mit der psychedelischen Musik der Band Hawkwind verglichen wurde. Mit diesen trat er tatsächlich 2001 und 2002 zusammen auf. Von Hawkwind weiß ich nur, dass Lemmy von Motörhead da einige Jahre Bass gespielt hat.
Zim Zam Zim
2014 veröffentlichte Brown mit The Crazy World of Arthur Brown das Album „Zim Zam Zim“. Ob dieses als psychedelisch, prog-rockig oder bluesig einzustufen ist, vermag ich nicht zu sagen. Angestaubt klingt es jedenfalls nicht. Zum Beweis, hier ein Auftritt als eine Art Steam-Punk Don Quijote im Video von „The Unknown“:
Für 2020 war eigentlich eine Tour geplant. Statt dessen gab es im ersten Corona-Jahr auch von Arthur Brown online-Auftritte während des Lockdowns. Zum Weiterlesen über Browns ereignisreiches Leben gibt’s hier einen Artikel aus dem Guardian vom August 2020. Außerdem zum Abschluss eine Version des Stücks „The House of The Rising Sun“, bei dem er total nach Tom Waits klingt und ein wenig aussieht wie Bjarne Mädel: