KW 16 – Black Sabbath

Die neue Kalenderwoche brachte ein musikalisches Schwergewicht mit sich, um nicht zu sagen: Heavy Metal. Matthias hat sie in seiner Zeichnung sogar als Godfathers of Heavy Metal bezeichnet. Momentan habe ich noch ein Puzzle voller Assoziationen im Kopf und hoffe, sie in diesem Beitrag irgendwie zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Es wird wohl ein längerer Artikel…

Meine ersten Ideen zur Band waren die Stücke „Paranoid“ und „Planet Caravan“ sowie Sänger Ozzy Osborne. Wir haben diese Woche eine in vier Videos aufgeteilte Band-Biographie auf Youtube angeschaut, in der einige spannende Aspekte angesprochen werden.

So kommt die Band aus den englischen Midlands, aus Birmingham. Die vier Gründungsmitglieder Ozzy Osborne, Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward kennen sich seit Schulzeiten. Zusammen spielten sie in der Polka Talk Blues Band, die sich später Earth nannte. Sie kamen alle aus der Arbeiterklasse, v.a. Ozzy aus sehr armen Verhältnissen. Die Musik war ein Ausweg und eine Alternative zur Arbeit in der Fabrik.

In Birmingham war das zu der Zeit wohl für viele junge Musiker ein rettender Strohhalm. Der Wikipedia-Eintrag zur Kultur Birminghams berichtet davon, wie sich in den 1960er Jahren der Heavy Metal entwickelte. Es gab bzw. gibt auch eine Ausstellung zu diesem Aspekt der Stadtgeschichte, in der Black Sabbath eine große Rolle spielten.

Beinahe wäre es nicht zu weiteren Schritten in der Bandgeschichte gekommen. Gitarrist Toni Iommi verlor bei der Arbeit in einer Fabrik an einer Presse zwei Fingerkuppen. Doch er improvisierte mit künstlichen Fingerkuppen aus Flaschendeckeln um weiter Gitarre spielen zu können.

In dem Video zur Geschichte des Liedes „Planet Caravan“ wird berichtet, wie der Manager der Firma ihm nach dem Unfall eine Platte brachte, auf der der Jazz-Gitarrist Django Reinhardt zu hören war. Dieser hatte ebenfalls Finger verloren und glich den Nachteil durch eine besondere Spieltechnik aus.

So kam es, dass der Klang von Black Sabbath unter anderem durch Iommis Handicap beeinflusst war und er zum Beispiel dünnere Saiten für die Gitarre benutzte. „Planet Caravan“ ist ein ruhiges und ungewöhnliches Stück für die Band. Mir hat es sich in der Version von Pantera eingeprägt, bevor ich das Original kannte.

Der langsame, düstere Stil von Black Sabbath prägten ein ganzes Musik Genre: Heavy Metal und die getragenere Version davon, Doom Metal.

Da es eine gleichnamige Band namens Earth schon gab, benannten sie sich um und hatten die Idee, Musik zum Gruseln zu machen. Es gibt das Lied „Black Sabbath“ auf dem 1970er Debüt-Album „Black Sabbath“ (von der Band Black Sabbath…), welches durch einen gleichnamigen Horrorfilm inspiriert war. Verstärkt durch die Promotion der Plattenfirma entwickelte sich ein Image von Satanismus, was aber von der Band nicht bestätigt oder gewollt war. Tatsächlich mussten sie sich regelmäßig vor Drohungen oder Angriffen schützen.

Bei der Beschäftigung mit der Band bin ich auf so viel Kontext gestoßen, der wichtig ist, um das Phänomen Black Sabbath zu begreifen. Warum sie diesen Stellenwert erlangt haben und welchen Einfluss sie auf andere Musikerinnen und Muskier hatten. Sie sind zum Beispiel Kinder ihrer Zeit, ihrer Herkunft. Als sie begannen, gab es Flower Power und Hippies. Ein Lied wie „War Pigs“ (1970) ist beeinflusst durch den damals laufenden Vietnam-Krieg.

Black Sabbath wurden immer erfolgreicher, brachten Alben heraus und gingen auf Tourneen. Geld kam herein, wurde großteils von Managern oder Plattenfirmen aber auch wieder abgezockt.

Ein leidiger Aspekt der Zeit waren Drogen. Es gab Drogen im Überfluss. 1979 war Ozzy Osborne am Ende und musste die Band verlassen. Er hatte Glück, denn Sharon Levy, die Tochter seines damaligen Managers Don Arden, glaubte an ihn. Er schaffte es, sich wieder aufzurappeln und eine Solo-Karriere zu starten. Sharon wurde später seine Frau.

Sie war es auch, die den neuen Sänger von Black Sabbath ins Spiel brachte. Den damals mit den Bands „Elf“ und „Rainbow“ schon erfolgreichen amerikanischen Sänger Ronnie James Dio.

Während Ozzy nüchtern wie unter Drogen immer etwas tapsig oder gar tatterig und krumm wirkt, kommt Dio wie ein Löwe daher. Stolz und theatralisch und wie ich finde, auch beeindruckend stimmgewaltig. Was schon wieder drollig ist, da er eine schmale Statur von 1,63m hatte, also nicht größer war als ich.

Da ich mir nicht sicher bin, ob Dio oder Rainbow später nochmal in meiner Box mit Bands der Woche vorkommen, an dieser Stelle eine kleine Lobhudelei auf ihn. Er ist eine bedeutende Persönlichkeit im Heavy Metal und hat so viele Bands beeinflusst. Die Legende sagt, dass die Handgeste der Teufelshörner, die Mano Cornuta, von ihm im Heavy Metal eingeführt wurde. Ozzy und Sabbath mögen der Klassiker sein, aber mir gefallen sie musikalisch mit Dio besser.

Das Album „Heaven and Hell“ (1980) war das erste, was sie mit Ronnie James Dio zusammen aufgenommen haben.

In der langen Bandgeschichte folgten viele Besetzungswechsel. Bei Wikipedia gibt es ein Diagramm, wer wann dabei war. Teilweise war von der ursprünglichen Besetzung nur noch Tony Iommi übrig, zeitweise kam sogar Ozzy zurück.

2007 und 2009 formierten die Black Sabbath Musiker mit Dio eine Band namens „Heaven and Hell“ und traten damit u.a. beim Wacken Festival auf. Das Stück mit dem gleichnamigen Titel „Heaven and Hell“ ist gerade mein Ohrwurm.

Einer der Übergangssänger war Ian Gillan, bekannt von Deep Purple. Auch hier wieder Kontext: Gitarrist Ritchie Blackmore, mit dem Dio bei Rainbow gespielt hat, war Gründungsmitglied bei Deep Purple.

Ein schönes Fundstück auf Youtube: Black Sabbath, mit Ian Gillan als Sänger, spielen das Deep Purple Stück „Smoke On The Water„.

Nach vielen Alben, Touren und Besetzungswechseln haben sich Black Sabbath 2017 aufgelöst. Am 4. Februar gaben sie in Birmingham ihr grandioses letztes Konzert. Die Doku dazu gibt’s noch bis 26.7.2021 in der ZDF-Mediathek.

 

 

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