2 Bücher: Leberkäse und Utopie

Leberkäse Utopie

Zwei Bücher aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen habe ich kürzlich gelesen: „Tante Semra im Leberkäseland“ (2008) von Lale Akgün und „Cecosesola. Äuf dem Weg. Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela“ (2012) von den Herausgebern Georg Wolter, Peter Bach, Alix Arnold und Georg Rath.

„Auf dem Weg“ ist eine Zusammenstellung aus längeren, bereits bestehenden Veröffentlichungen von und über Cecosesola. Beschrieben wird die Geschichte des 1967 gegründeten und bis heute bestehenden Dachverbandes der Kooperativen für soziale Dienstleistungen im Bundesland Lara, der bis heute besteht. Der Verband betreibt u.a Wochenmärkte, Gesundheitsversorgung, ein Beerdigungsinstitut, verschiedene Transportunternehmen, Landwirtschaftsbetriebe und Finanzierungs- und Solidaritätsfonds.

Wie klappt die Selbstverwaltung in einer Gruppe dieser Größe? Wo gab es Erfolge zu feiern und Niederlagen zu verkraften? Eine spannende Geschichte des Lernens, des Ergründens, wie Menschen auf andere Art und Weise und auf Augenhöhe miteinander ihr Leben in die eigenen Hände nehmen. Was bedeutet selbstoganisiertes Arbeiten für das Individuum und wie spielen kulturelle Prägungen mit hinein in unser Handeln? Wie tief wirkt die Prägung des kapitalistschen Wirtschaftens in unserem Denken und Fühlen? Sogar eine Erklärung für Diego Maradonas Wirken als „Hand Gottes“ wird geliefert… Viele Punkte haben mich an meine Erfahrungen mit dem Gemeinschaftsleben erinnert, so dass es spannend war, Vergleiche zu ziehen.

Buch Nr. 2 „Tante Semra im Leberkäseland. Geschichten aus meiner türkisch-deutschen Famile“ ist die Lebensgeschichte einer Familie aus Istanbul, die den Schritt zu einem neuen Leben in Köln wagt. Sehr amüsant und anekdotenreich geschrieben. Sowohl die Eigenheiten der deutschen Nachbarn und Kollegen als auch der türkischen Verwandschaft werden mit viel Wohlwollen und Humor dargestellt. Macht neugierig nach mehr, zumal wenn mensch das Buch in einer multi-kulti Stadt wie Stuttgart liest, wo auf der Straße so viele Sprachen und Dialekte durcheinander zu hören sind.

 

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