Wow, wie packe ich das nur an?! Als ich das Thema der Woche aus meiner Losbox gezogen habe, kamen mir direkt diverse Fragen in den Sinn: Was esse ich selbst gerne? Was kann ich gut kochen? Ist das eigentlich gesund? Wieviel Fertigprodukte esse ich in der Woche? Warum ist da überall Palmöl drin? Wie funktioniert das genau mit der Sauerteigherstellung?
Alltagsessen
Mein Morgen beginnt praktisch immer mit einem Tee und einer Schüssel Müsli. Danach kommt die große Ungewissheit, was es den restlichen Tag über geben wird. Einzige Vorgabe: es sollte vegetarisch sein. Bei uns kocht meistens Matthias. Was ich zu unserer Ernährung beisteuere sind in der Regel Pfannkuchen, eine Kürbis- oder Kartoffelsuppe und zu Weihnachten selbst gebackene Plätzchen. Wenn’s was Ausgefallenes sein soll: eine Vanillepudding-Kryptonit (a.k.a. Götterspeise) Mischung. Meine Koch- und Backexpertise erstreckt sich nicht wirklich auf viele ausgefallene Rezepte. Das hier soll auch keine Aufzählung der besten Gerichte werden. Dafür gibt es Unmengen an Kochbüchern, Kochshows und Webseiten wie Chefkoch.de.
Im Laufe der Woche habe ich mich mehr mit den Hürden auseinandergesetzt, die uns vom Kochen und Backen abhalten.
Das kann Unkenntnis sein, wie etwas zubereitet wird, klamme Finanzen, Unverträglichkeiten, Essensvorlieben und -abneigungen und bei Berufstätigen zu knappe Zeit. Statt selbst zu kochen können wir genauso Essen gehen oder uns was liefern lassen. Warum sollten wir also überhaupt kochen?
Lebensmittel & Ernährung
Diese Woche kam im ZDF die Unterhaltungsdoku „Die Tricks der Lebensmittelindustrie“ mit Sebastian Lege. Er führte vor, wie Lebensmittel industriell gefertigt werden und wie weit Fertiggerichte, das sogenannten Convenience-Food, von den ursprünglichen handgemachten Gerichten entfernt sind. Das zu sehen, hilft doch sehr bei dem Entschluss, lieber selbst etwas aus guten Zutaten zuzubereiten.
Aber wenn ich mich schon mit dem Thema beschäftige, wie sieht gesunde Ernährung eigentlich aus? Was sind gute Zutaten? Da gibt es sicher viele unterschiedliche Ansichten. Geradezu eine Wissenschaft für sich: die Ernährungswissenschaft. Eine Empfehlung für eine vollwertige Ernährung habe ich bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. gefunden.
Viele der Lebensmittel aus dem Supermarkt gehören jedenfalls nicht zu den empfehlenswerten Produkten. Alleine schon durch den vielen Verpackungsmüll. Dazu kommt, dass 12 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland jedes Jahr weggeworfen werden. Etwa die Hälfte davon in privaten Haushalten. Also wenn kochen, dann vorher gut überlegt, was und wieviel es eigentlich werden soll.
Küchen-Logistik
In den meisten Wohnungen ist die Küche nicht gerade riesig. Da braucht es schon ganz gute Organisation, wo was untergebracht wird und wie eine größere Koch- und später Spülaktion unfallfrei über die Bühne gehen kann.
In der Kommune Waltershausen war es super, die große Küche zu haben und ausreichend Platz und „Werkzeug“ für die Arbeit. Außerdem gab es immer wieder Leute, die beim Schnibbeln geholfen haben oder eben so zum Plaudern in der Küche vorbeikamen. Matthias und ich haben ein Küchen-Team gebildet, denn alle waren mal dran um für die Gemeinschaft zu kochen. Das konnten dann schon Essen für 10 bis 15 oder mehr Leute werden. Je nachdem, wieviele Gäste gerade da waren. Wir haben uns mit der Zeit auf Pizza spezialisiert, über die die hungrige Meute immer mit Freude hergefallen ist. Der große Kombidämpfer hat es möglich gemacht, viele Bleche auf einmal zuzubereiten. Was gekocht wurde, hing oft auch davon ab, was es im eigenen Kommune-Garten gab.
Nach drei Jahren in der Gemeinschaft war es richtig seltsam, wieder in einer regulären kleinen Küche und mit Portionen für ein oder zwei Personen zu hantieren.
Gemeinsam geht’s besser
Eine richtig schöne Erinnerung an die Zeit war das Brotbacken in der befreundeten Gemeinschaft in Haina. Dort war ich einmal die Woche und habe Uwe dabei assistiert für die beiden Gemeinschaften und den Hofladen der Hofkäserei Burgmühle Brote zu backen. Die Burgmühle will sich 2022 baulich vergrößern und hatte dazu im letzten Jahr eine Crowdfunding Aktion. Habe mich sehr gefreut, im dazugehörigen Info-Video viele der Leute dort mal wiederzusehen. Ab der Mitte des kleinen 3-Minuten Clips erzählt Uwe was zum Brotbacken:
Essen und auch kochen sollte doch eigentlich etwas Geselliges sein. Es ist schade, wenn es nur Mittel zum Zweck ist oder – im anderen Extrem – ein Lifestyle-Accessoire, ein ausgefallenes Hobby mit möglichst vielen exotischen Gerichten.
Kulinarische Weltverbesserung
Diese Woche war ich seit langer Zeit mal wieder in der Stuttgarter Stadtbibliothek. Nicht gesucht, dafür gefunden habe ich ein Kochbuch: „Wam Kat’s 24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“ (2008).
Das Buch ist allein schon als Lesebuch sehr vergnüglich, denn Wam Kat, der niederländische Autor und Aktivist, erzählt aus seinem Leben. Nebenbei gibt es 24 Rezepte zum Ausprobieren. Wam Kat war Mitbegründer von Rampenplan, einer mobilen Küche für Demos und politische Aktionen. Seit fast 40 Jahren ist er jetzt im Geschäft. Angesprochen wird im Buch auch die Geschichte der Volxküchen oder Küche für Alle (KüFa). Er berichtet von der Arbeit ein der Fleischfabrik, von Anti-Atom-Blockaden und wie die Rampenplan-Truppe nach und nach ihr Handwerkszeug gelernt hat um richtig große Menschenmengen zu bekochen. Sehr spannend!
Weiterführende Links:
Der Umrühren. Interview mit Wam Kat. OYA Ausgabe 29 vom November/Dezember 2014
GEO Saisonkalender für Obst und Gemüse aus heimischen Anbau
Lebensmittelverschwendung, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft