Heute hier morgen dort

Schnecken-Haus

Seit Juni 2013 pendle ich zwischen zwei Orten. Dem, an dem ich wohne und arbeite und dem, an dem ich meine freie Zeit verbringe, entspanne. Eine Fahrtstrecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert etwa eine Stunde. Meist bin ich Montag bis Freitag an einem und Freitagabend bis Sonntag am anderen Ort. Das hat sich aus verschiedenen Gründen so ergeben. Knappe Kasse, hohe Mietpreise … Irgendwann, hoffentlich in der nicht zu fernen Zukunft, wird sich das ändern, doch bis dahin lebe ich nomadisch.

Was das bedeutet, wird mir erst nach und nach klar. Anfangs habe ich mir gesagt, es ist ja nur vorübergehend und war daher nicht bereit, es mir in dieser Situation überhaupt zu bequem zu machen. Vielleicht aus Angst, sie dadurch zu verlängern.  Nun hat sie sich selbst verlängert und so stellt sich die Frage, was braucht frau um damit gut klar zu kommen. Denn ich merke, wie sich so keine Zufriedenheit einstellt. Ein wenig wie die Frage, was würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen. Kleines Köfferchen, aber mit allem Lebensnotwendigen, so dass ich mein Zuhause immer irgendwie dabei haben kann.

Zu diesem Zuhause gehören so materielle Dinge wie Kleidung – die mittlerweile an beiden Orten verteilt ist. Außerdem aber auch Immaterielles wie Musik, Fotos, Adressen, Textdateien / Briefe. Dinge, mit denen sich kleine Projekte und Interessen verfolgen lassen. Wahrscheinlich wird es tatsächlich Zeit, das kleine schwarze Adressbüchlein nur noch als Backup in der Not zu sehen und meine Kontakte konsequent digital zu verwalten.

Dabei lebe ich semi-digital, d.h. ich nutze gerne und eigentlich täglich das Internet, blogge, twittere, bin auch facebook, aber ich habe gerade keinen eigenen Computer und nur ein altes Handy, kein Smartphone.  Meine gespeicherten Daten sind auf diversen externen Festplatten und USB-Sticks verteilt. Zu meinem immer greifbaren Nomadengepäck soll künftig ein kleines, leichtes Allzweck-Gerät gehören, wahrscheinlich ein Tablet-PC.

„A room of ones own“ – ein eigenes Zimmer (und ein eigenes Einkommen) ist nach Virginia Woolf nötig, damit Frauen große Literatur produzieren können. Nicht, dass ich das vorhabe. Aber ein eigenes Zimmer im übertragenen Sinne, nämlich ein eigener – und wenn nur virtueller – Raum um dort ungestört die Gedanken sortieren zu können, ist mir aus der Pendler-Erfahrung heraus sehr wichtig geworden.

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