Weibliche Stimmgewalt

Kopfhörer

Wie in meinem „Ausblick auf 2020“ Blogpost angekündigt, will ich unter dem tag #Respect hier im Blog weiblichen Stimmen Gehör verschaffen. Jetzt nehme ich dieses Ansinnen einfach total wörtlich und starte mit weiblichen Gesangsstimmen.

Letztes Jahr bin ich 40 geworden. Damit einher gehen einige graue Haare, etwas mehr Gelassenheit und größere Selbstsicherheit als noch eine Dekade zuvor. Was sich nicht verändert hat: seit den frühen 90-er Jahren mag ich unter anderem Folk, Rock und Metal.

Ein paar Lieblingsbands von damals höre ich noch immer gerne. Sentenced, Amorphis, Therion und Tiamat sind mir ans Herz gewachsen. Mir gefällt die Mischung aus Melodie und Härte, aus schnellen und ruhigeren Passagen, dazu die düstere Stimmung. Das Album „Tales From The Thousand Lakes“, ein Death Metal Klassiker der finnischen Band Amorphis, feierte 2019 sein 25-jähriges Veröffentlichungs-Jubiläum. Es ist schön, wenn die musikalischen Helden mit einem älter werden und noch immer so tätig sind.

Hear her roar!

Über lange Zeit kamen in dem Genre bei mir keine größeren Neuentdeckungen dazu. Durch Spotify und Youtube ändert sich das und ich freue mich, neue Bands und Lieder zu entdecken. Bis 2019 kannte ich Metal Bands mit Sängern, die mit klarem und gutturalem Gesang spielten. Dazu kam ab und an eine klare, kraftvolle Frauenstimme, wie bei Nightwish oder Evanescence. Tarja Turunen, die frühere Sängerin von Nightwish, ist unverkennbar mit ihrer klassisch ausgebildeten Opern-Stimme.

Ein Wow!-Erlebnis letztes Jahr war die Erkenntnis, dass es auch Frauen im Metal gibt, die den gutturalen Gesang, also zum Beispiel das Growling beherrschen. Jetzt musste ich so alt werden um das rauszufinden!

Die erste Frau, die ich mit diesen Klängen gehört hab, war Angela Gossow, die frühere Arch Enemy Sängerin:

Growls von Männern und Frauen sind recht tief und klingen fast gleich, das finde ich ziemlich bemerkenswert, denn es berührt die klassischen Vorstellungen und Vorurteile wie Männer und Frauen zu sein haben.

Diese Vorstellungen werden im Rock und Metal sowieso neu ausgelegt, wenn Männer lange Haare tragen oder auch Make-up und manche mit super hohen Stimmen singen. Dann kann umgekehrt eine Frau aus dem sanft, lieb und nett Klischee ausbrechen und laut und stark auftreten.

Als Angela 2001 ganz neu auf ihrem Posten war, hatte die Band zunächst nicht veröffentlich, dass der neue Gesang von einer Frau kam und die Fans waren ziemlich überrascht, als es bekannt wurde.

Ihr Auftreten als Sängerin ist so wütend und aggressiv wie die Musik. Das passt perfekt und es fühlt sich als Frau befreiend an, dass hier mal eine Geschlechtsgenossin in einer Domäne wildert, die bisher Männer-Gebiet war. Sie ist nicht die einzige und nicht die erste Metal-Sängerin, dennoch scheint mir, sie verdient Respekt für diese Leistung und Vorbildfunktion.

Seit 2014 singt und growlt Alissa White-Gluz bei Arch Enemy und sorgt nach wie vor für Wow!-Momente.

Beim Stöbern nach weiteren Metal-Sangerinnen bin ich auf Youtube auf eine Podiumsdiskussion der Uni Köln von 2010 zum Thema „Heavy Metal and Gender“ gestoßen.

Hier erzählen vier Frontfrauen von ihren Erfahrungen, wie zur Musik und wie sie ihre ganz eigene Stimme gefunden haben.

Wer, wie ich, keinerlei Stimmbildung genossen hat und sich fragt, wie ein Growl-Gesang überhaupt entsteht und über längere Zeit ohne Stimmbandschaden ausgeführt werden kann, für den gibt es hier zum Abschluss noch einen Growl-Workshop, auch von 2010, mit Angela Gossow: