Die erste Woche im neuen Jahr ist fast vorbei und hat mich ziemlich auf Trab gehalten. Auf der Arbeit war es einigermaßen ruhig und mit dem Feiertag am 6. Januar auch nur eine kurze Woche. Doch familiär gab es krankheitsbedingt einige Sachen zu organisieren. So bin ich von hier nach da geflitzt und habe fleißig telefoniert und WhatsApp-Nachrichten geschrieben um alle informiert zu halten.
Somit war ich direkt im Thema der Woche: Netzwerke.
Denn was mir ganz arg geholfen hat, war ein Netzwerk aus freundlichen Leuten, die mit Rat und Tat zur Stelle waren. Freunde, Nachbarn und Verwandte haben gezeigt, was so ein soziales Netzwerk kann. Nämlich füreinender da sein.
Auf dem Dorf ist sowas wie Nachbarschaftshilfe wahrscheinlich noch eingespielter als in der Stadt, wo sich die Nachbarn kaum kennen. In kleineren Strukturen weiß man eher, wie es um die Leute um einen herum steht. „Eine Hand wäscht die andre“, lautet ein Sprichwort. Das bedeutet, wir sind auf Zusammenarbeit angewiesen. So funktioniert eine soziale Gruppe. Auch Matthias und ich sind nicht gerade die Helden, wenn es um Kontakte zur Nachbarschaft geht. Ab und an kommt mir die Seite nebenan.de in den Sinn. Über diese können sich Leute einer Nachbarschaft im Netz organisieren. Beeindruckend war, wie die Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe letztes Jahr organisiert wurden und noch am laufen sind. Auch hierfür sind gute Netzwerke nötig.
Wenn von „sozialen Netzwerken“ die Rede ist oder generell von Netzwerken, denkt Mensch gerne an das Internet. Facebook und zum Beispiel Instagram werden als soziale Netzwerke bezeichnet. Die NutzerInnen können sich darin austauschen, kommunizieren und so miteinander in Beziehung treten. Leider ist vor allem Facebook eine Plattform, auf der viel Hass und viele Falschmeldungen verbreitet werden. Um mich zu organisieren und mit Freunden auszutauschen nutze ich eher Messenger-Dienste. Einen Vergleich von verschiedenen Messenger-Diensten und Sozialen Netzwerken habe ich beim Landesmedienzentrum Baden-Württemberg gefunden.
Auch in der Politik werden die digitalen Formen des Austauschs gerne genutzt. Der ehemalige US-Präsident Trump wurde zum Ende seiner Amtszeit von Facebook und Twitter auf Lebenszeit gesperrt. Jetzt habe ich gelesen, dass er aktuell ein eigenes Twitter-ähnliches Netzwerk mit dem Namen „Social Truth“ an den Start bringen will.
Grundlage all dessen ist das Internet. Matthias hatte mir direkt ein Sachbuch hingelegt mit dem Titel „ARPA Kadabra – oder die Geschichte des Internet“ von Katie Hafner und Matthew Lyon (2. Auflage, 2000). Ganz ursprünglich ging es darum, einige Großrechner von US-Eliteuniversitäten zu verbinden. Vor dieser Aufgabe stand die ARPA (Advanced Research Projects Agency) 1966. Das Buch beschreibt diese Anfänge und wie daraus nach und nach ein immer größeres Netzwerk wurde.
Im Beruflichen Zusammenhang sollen durch Netzwerken (oder auch Networking) Beziehungen aufgebaut werden. „Vitamin B“ soll helfen, bessere Positionen, neue Aufträge oder Kooperationen zu erlangen. Auch hier geht es darum, Informationen auszutauschen und Vertrauen zu schaffen. Das kann bei Veranstaltungen geschehen, etwa bei Job-Messen, oder im Internet. Xing oder LinkedIn seien hier genannt.
Im Mittelalter dienten die Zünfte und Gilden u.a. dazu, die Interessen der einzelnen Händlergruppen und Gewerke zu vertreten. In der fiktiven Stadt Ankh-Morpork, auf der vom Autor Terry Pratchett ersonnenen Scheibenwelt, funktioniert es wunderbar, wie sich die Gilden, etwa die Assasinen-Gilde, selbst organisieren. Geschichtlich haben die Männer den Frauen gegenüber einen Vorsprung, wenn es um berufliche Netzwerke geht. An den Universitäten etwa gibt es die Verbindungen und Burschenschaften, die früher – teils auch heute noch – rein männliche Gemeinschaften bildeten. Wenn die Verbindungen zu viel oder zu eng sind, kommt es zur Vetternwirtschaft und zu Klüngel.
Auf der Seite Karrierebibel.de bin ich auf einen Eintrag gestoßen, wie man Netzwerken lernen kann.
Bemerkenswert fand ich dabei den Hinweis, Frauennetzwerke helfen nicht. Ob das so ist, kann ich nicht sagen. Beim Googeln nach „Frauennetzwerk“ fanden sich einige, die sich für die Teilhabe und Sichtbarkeit berufstätiger Frauen bzw. Unternehmerinnen einsetzen. So gibt es in Baden-Württemberg zum Beispiel das Landesprogramm Frau und Beruf.
Was ich nicht gut einschätzen kann, sind sogenannte Service-Clubs wie der Lions Club oder der Rotary Club. Ihre Mitglieder finden sich zusammen um wohltätige Aufgaben zu übernehmen. Natürlich bleibt dabei ein Austausch über berufliche Dinge und gegenseitige Hilfe nicht aus.
Wenn es dagegen um die Netzwerke von Menschen geht, die sich für ein anderes, nachhaltigeres und gemeinschaftsorientiertes Leben interessieren, kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Leider scheint die Website der Kommuja gerade nicht online. Dennoch verlinke ich die Seite mal. Kommuja ist ein Netzwerk politischer Kommunen. Mitglied sind u.a. die Kommune Niederkaufungen oder die Kommune Waltershausen, in der wir gelebt haben.
Die Gemeinschaften organisieren im Wechsel eine Veranstaltung namens „Los geht’s“. Hier stellen sich bestehende Gemeinschaften und Gründungsgruppen vor und es ist ein sehr schöner Raum zum Austausch zwischen alten Häsinnen und Interessierten. Das nächste „Los geht’s“ gibt es voraussichtlich 2023. Alternativ dazu gibt’s regelmäßig die Kommune Info-Tour. 2021 fand diese online statt.
In einer Gemeinschaft mit anderen Leuten zu leben bedeutet zwangsläufig viele Kontakte und viel Austausch. Es entspinnt sich ganz automatisch ein Beziehungsgeflecht, ein soziales Netzwerk. Allerdings muss das nicht zwangsläufig ein gut harmonierendes Gefüge sein. Dafür ist einige Arbeit nötig, Gemeinschaftsbildung etwa. Dann kann dieses Netzwerk gedeihen und sehr viel auf die Beine stellen.
Das Thema „Netzwerk“ gäbe noch Stoff für viele Assoziationen: Strickmuster, Straßennetze, Nervenverbindungen im Gehirn, Wurzelwerke im Wald. Der Begriff selbst klingt immer ein wenig nach Anstrengung, nach etwas, um das man sich kümmern muss. Was mir statt dessen sympathischer erscheint, ist der Begriff „Verbindung“. Danach streben wir glaube ich ganz von selbst als Menschen, denn Verbindung tut uns gut.
Dann ergänze ich mal für (zumindest spezifische) Frauennetzwerke die #digitalmediawomen, die haben auch ein Stuttgart Chapter.
Berufliches Netzwerken würde ich aber den Blickwinkel nicht auf Vitamin B belassen wollen, sondern auch den Aspekt der siloübergreifenden Zusammenarbeit (intern, aber auch extern) in den Vordergrund stellen wollen.
Vielen Dank für die Rückmeldung! Die Digital Media Women habe ich mir direkt angeschaut. Den Begriff „siloübergreifend“ kannte ich bisher nicht. Würde ich als Blick über den Tellerrand verstehen, also z.B. abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Nicht in der eigenen Bubble bleiben, nehme ich da mit.
Schöner und guter Blogbeitrag. Danke Natali dafür.
Früher habe ich von nebenan .de nicht so viel gehalten, weil ich mich gefragt hatte, wieso denn noch ein weiteres Netzwerk. Immerhin war früher(tm) das andere „social network“ FB noch ziemlich gut, auch was nachbarschaftlichen Austausch betraf. Aber seit vielen Jahren ist FB nicht mehr das (Gründe gibt es ja genug).
Und seit wir im letzten Jahr Eltern wurden, finde ich es schön, auf nebenanDE zu sein und Dinge loszuwerden oder zu bekommen als ansonsten mit deutlich Mehraufwand bei ebayKleinanzeigen. Außerdem gibt es keine „Letzte Preis“ Anfragen, sondern die Leute sind deutlich freundlicher. Und ich entdecke nun weitere Netzwerke, die in näherer Zeit interessant werden können.
Berufliche Netzwerke nutze ich auch, vielleicht nicht so intensiv wie andere, aber ich suche mir schon deutlich die Leute aus, mit denen ich bei LinkedIn verknüpft bin. Gibt auch dort viele merkwürdige Gestalten. Die DMW (Tipp von Hubert) hätte ich Dir auch empfohlen. Zumindest im Rhein-Main-Gebiet sind die sehr aktiv (hoffe ich, mein Wissensstand ist Pre-Corona).
Danke Alex, für Deine Assoziationen zum Thema. Ist interessant, mal eine Erfahrung aus erster Hand über nebenan.de zu lesen.
Viele Grüße nach Frankfurt
Natali